Die wichtigsten Fragen & Antworten zu Lieferengpässen bei Arzneimitteln
Welche Funktion / Rolle hat die Sanacorp bei der Versorgung der deutschen Bevölkerung mit Arzneimitteln?
Als genossenschaftlicher Großhandel und Apothekenunternehmen beliefern wir, stets mit dem Ziel maximaler Lieferqualität rund 8.000 Apotheken in Deutschland. Der pharmazeutische Großhandel ist dabei das Bindeglied zwischen produzierenden Pharmaunternehmen (Herstellern) und Apotheken sowie erweiterte, regionale Lagerkapazität der Apotheken. Er beliefert diese für eine zuverlässige, möglichst umgehende, schnelle und lückenlose Versorgung mit Arzneimitteln und dies mehrmals täglich.
Was sind Lieferengpässe?
Der Begriff „Lieferengpässe“ beschreibt eine reduzierte oder verzögerte Verfügbarkeit von Arzneimitteln bzw. medizinischen Produkten. Zu unterscheiden ist hier aktuell in der Apotheke nicht verfügbare Ware und eine generelle Lieferherausforderung von Produkten.
Aktuelle Lieferengpässe entstehen beispielsweise aufgrund einer sprunghaft gestiegenen Nachfrage sowie daraus resultierend einer sehr hohen Bestellmenge in einem kurzen Zeitraum. Auch der Bedarf an einem Produkt, das sehr selten benötigt oder in der jeweiligen Apotheke, selten nachgefragt wird, kann Ursache sein. Der Großhandel gleicht dies i.d.R. durch die mehrmals tägliche Belieferung aus, so dass Kunden und Patienten spätestens innerhalb von 24 Stunden die benötigten Produkte erhalten. Apotheken können sich zusätzlich im Fall der Fälle mit einer Bestellung an mehrere Großhändler wenden.
Generelle Lieferengpässe können vielfältige Ursachen haben, liegen aber vor allem im Einflussbereich der Hersteller. Der pharmazeutische Großhandel ist hier im engen Austausch, um gemeinsam frühzeitig Bedarfe abschätzen zu können, entsprechende Bevorratung zu realisieren und im Austausch mit den Apotheken zu verteilen.
Welche Faktoren beeinflussen die generelle Lieferfähigkeit von Produkten?
Generelle Lieferengpässe können vielfältige Ursachen haben. Die Produktion von Arzneimitteln ist heute über eine globale Lieferkette organisiert. Neben den eigentlichen Wirkstoffen, die den Heileffekt auslösen sollen, bestehen Arzneimittel i.d.R. zusätzlich aus Hilfsstoffen, die für die Funktionsweise wichtig sind. Dazu zählen u.a. Bindemittel, Emulgatoren, Farb-, Füll- oder Konservierungsstoffe. Herausforderungen in der Lieferung dieser Stoffe haben eine direkte Auswirkung auf die Lieferfähigkeit der Hersteller. Ebenfalls von Bedeutung ist auch die Verfügbarkeit von Verpackungsmaterial. Neben Umverpackungen, meist aus Papier, geht es hier u.a. um Folien, Fläschchen oder Kanülen.
Welchen Beitrag leistet die Sanacorp zur Erhöhung der Lieferquote / -qualität?
Die Sanacorp verfügt über rund 100 Jahre Erfahrung als pharmazeutischer Großhandel und ist als genossenschaftliches Unternehmen in Apothekenbesitz.
Über die 19 Niederlassungen deutschlandweit versorgt die Sanacorp Apotheken mit Produkten von rund 1.500 Herstellern. Das Zentrallager in Neuenstein gilt als weiterer Meilenstein bei der deutschlandweiten Versorgung. Auf einer Fläche von rd. 15.000 Quadratmetern lagern dort über 130.000 Arzneimittel und Medizinprodukte. Der Standort ist sowohl lokal wie als Zentrallager konzipiert. Das zusätzliche „Langsamdreher“- Lager mit bis zu 40.000 Artikeln verbessert die Lieferfähigkeit aller Sanacorp-Niederlassungen. Aufgrund der zentralen Lage werden Niederlassungen und damit Apotheken über Nacht mit selten verlangten Arzneimitteln, sogenannten „Exoten“, effizient versorgt; entweder um Lagerbestände aufzufüllen oder ad hoc – Kundenbestellungen zu bedienen.
Für unsere Mitglieder entwickelt die Sanacorp zusätzlich fortlaufend analoge und digitale Lösungen sowie Dienstleistungen, um den Apothekenbetrieb organisatorisch und wirtschaftlich zukunftssicher zu erhalten und zu entwickeln. Dies trägt zur Reduzierung der Defekte (nicht lieferbare Produkte), zur Optimierung der Touren (Lieferungen an die Apotheken) sowie optimierten Kalkulationen sowie transparenten Bestell- und Abrechnungsprozessen bei.
Angebot der SanacorpWie sicher sind die Lieferungen von Arzneimitteln und damit die Versorgung der deutschen Bevölkerung generell?
Deutschland verfügt über mehr als 100 Großhandelsniederlassungen, um ein Netz von rund 18.000 Apotheken in deutschen Städten und ländlichen Regionen mit Arzneimitteln zu versorgen. Hersteller beliefern diese Niederlassungen für die weitere Verteilung an deutsche Apotheken direkt.
Herstellung, Lagerung und Transport (GDP) sowie die Ausgabe durch Apotheken sind für eine maximale Arzneimittelsicherheit gesetzlich streng geregelt. Fluktuationen in der unmittelbaren Lieferfähigkeit der Apotheken sind aufgrund wechselnder Angebots- und Nachfragephasen seitens der Kunden und Patienten sowie unterschiedlich starker Anforderungen, bsp. bei auftretenden Krankheitswellen, normal. Der Großhandel gleicht dies i.d.R. durch die mehrmals tägliche Belieferung aus, so dass Kunden und Patienten spätestens innerhalb von 24 Stunden die benötigten Produkte erhalten.
Einfluss auf die Produktion und Produktionskapazitäten der Hersteller hat neben der Nachfrage vor allem die Lieferkette der benötigten Wirk- und/oder Hilfsstoffe. Auch spezielle Darreichungsformen (Kanülen, Pipetten, Glasflaschen, …) oder Verpackungen (Folierungen, Blister, …) können davon betroffen sein. Der überwiegende Teil der Inhaltsstoffe wird aktuell im ostasiatischen Raum (insb. China) sowie in südostasiatischen Raum (insb. Indien) produziert. Störungen der Lieferkette wirken sich auf europäische Hersteller direkt aus; eine Bevorratung der benötigen Mengen für längere Ausfallzeiten ist derzeit aufgrund der großen Volumina nicht möglich.
Um die schwankende Lieferfähigkeit ausgleichen zu können, definiert der gesetzliche Versorgungsauftrag (nach AMG 52b) die Funktion, Anforderungen und Vorhaltezeiten des pharmazeutischen Großhandels sowie der Apotheken in der Arzneimittelversorgung. Für den Großhandel bedeutet dies den durchschnittlichen Bedarf für zwei Wochen sichern zu können; zusätzlich besteht seitens der Apotheken eine weitere Absicherung von bis zu 10 Tagen.
Zur Website der EMA (GDP)Wer koordiniert die Verteilung vorhandener Produkte und/oder Produktionskapazitäten?
Dies ist aktuell nicht gesetzlich vorgeschrieben.
Während der Corona-Pandemie hat der Phagro als Bundesverband des vollversorgenden pharmazeutischen Großhandels die Aufgabe der Koordination der vorhandenen Produktion übernommen, um eine fortlaufende Versorgung mit Impfstoffen sicherzustellen.
Die Steuerung der Produktionskapazitäten obliegt den Herstellern.
Website des PhagroProfitiert der pharmazeutische Großhandel von künstlicher und/oder natürlicher Verknappung der Lieferfähigkeit?
Nein. In Deutschland sind Preise für verschreibungspflichtige Arzneimittel im Arzneimittelgesetz geregelt. Die Vergütung erfolgt durch die Belieferung als Resultat einer Bestellung aus einer oder mehreren Apotheken und ist, unabhängig vom Ausgabezeitraum, einheitlich definiert. Eine sinkende Lieferfähigkeit und jede Form von Engpass ist für den pharmazeutischen Großhandel somit von Nachteil.
Die Preise für nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel sind hingegen nicht festgelegt. Apotheken legen diese je nach Marktlage, d.h. Angebot, Verfügbarkeit und Nachfrage fest. Der Wettbewerb unter lokalen Apotheken ist hier durch den Gesetzgeber ausdrücklich gewünscht, um Apothekenkunden nicht nur die beste Beratungsqualität zu sichern, sondern auch den günstigsten Preis.
In beiden Fällen stellen nicht ausgelieferte / nicht auslieferfähige Produkte, sei es aufgrund von ausbleibenden Bestellungen und/oder nicht lieferbaren Waren, ein unternehmerisches Risiko des Großhandels dar. Der pharmazeutische Großhandel muss diese Produkte zur Erfüllung des Versorgungsauftrags und damit für die Arzneimittelversorgung der Apotheken und der deutschen Bevölkerung vorfinanzieren.
Zur Website des BundesgesundheitsministeriumsWie lange kann der pharmazeutische Großhandel die Bevölkerung bei einem kompletten Ausfall der Lieferungen durch Hersteller versorgen?
Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Bevorratung des durchschnittlichen Bedarfs für verschreibungspflichtige (Rx) Arzneimittel von zwei Wochen. Die Sanacorp hält diese Mindestanforderung jederzeit vor oder übertrifft sie je nach Marktlage.